Wagniskapital alleine nicht ausreichend für Startups
Wenn es um die Finanzierung von Startups geht, ist meistens von Eigenkapital die Rede: Venture Capital zum Start, weitere Finanzierungsrunden mit Private Equity und am Schluss ein IPO – so stellen sich viele Gründer den Lebenslauf ihres Unternehmens vor. Auch das Venture Network der Deutschen Börse (DBVN) hat natürlich den Zugang zu Eigenkapitalgebern im Fokus. Aber schon bei der Gründung vor knapp drei Jahren war klar, dass vielversprechende junge Wachstumsunternehmen mehr brauchen: Das Netzwerk mit anderen Gründern und erfahrenen Unternehmern, Plattformen, auf denen sie sich präsentieren können, günstigen Büroraum und Fortbildungsangebote. Über 475 Mitglieder umfasst das Deutsche Börse Venture Network mittlerweile, und in 57 Finanzierungsrunden haben die dort versammelten Investoren mehr als 1,5 Mrd. Euro für das Wachstum der Startups bereitgestellt.
Dem umfassenden Servicegedanken des DBVN entsprechend kommt jetzt ein weiteres Element im „Ökosystem“ für Startups hinzu: Durch eine Partnerschaft mit der Deutschen Handelsbank (DHB) bekommen die Mitglieder auch Zugang zu Fremdkapital und anderen Bankdienstleistungen. Denn während VC- und PE-Investoren sich gerne von der „Story“ neuer Märkte, neuer Produkte und neuer Technologien begeistern lassen, ist es für junge Unternehmen viel schwerer, die Nebenkosten, die mit dem Wachstum einhergehen, durch Eigenkapital zu finanzieren. Für neue Investoren klingen Schlagworte wie beispielsweise Lager oder Forderungsvorfinanzierung und damit verbunden die Optimierung des mit dem Wachstum in der Regel ebenfalls stark steigendem Working Capital weniger sexy, und sowohl Gründer als auch Altinvestoren wollen sich ungern für solche Investitionen verwässern lassen. Hinzu kommt, dass Startups oder Later-Stage-Unternehmen bei klassischen Banken oft durch die Bewertungsraster fallen. Dabei könnte Fremdkapital in vielen Fällen die Finanzierungsstruktur auch eines jungen Unternehmens ergänzen – etwa mit Überbrückungskrediten vor einer anstehenden Finanzierungsrunde, zum Erreichen bestimmter Kennzahlen oder zur Finanzierung von Betriebsvermögen.
Auf dieses Segment hat sich der neue Partner im DBVN spezialisiert. Daniel Kreis, CEO der Deutschen Handelsbank: „Deutschland hat eine starke Gründungskultur mit vielen guten Ideen und spannenden Geschäftsmodellen. Während in den letzten Jahren immer mehr Wagniskapital in den Markt geflossen ist, fehlte häufig der systematische Zugang zu Fremdkapital. Die Deutsche Handelsbank ist in diesem Bereich Pionier. Häufig haben sich Gründer noch nicht intensiv mit Fremdkapital beschäftigt, maximal mit dem aufwändigen und teuren Venture Debt. Als wichtiger Bestandteil des Pre-IPO-Programms Deutsche Börse Venture Network können wir Wachstumsunternehmen die Aspekte der optimalen Finanzierung über einen renommierten und unabhängigen Partner zugänglich machen.“
Insgesamt haben von der DHB bereits mehr als 100 Unternehmen über 100 Mio. Euro an Kredit erhalten, darunter bekannte e-Commerce-Player wie Foodspring, Lesara, reBuy und Mr.Spex. Der Vorteil für Mitglieder des DBVN: Auch junge Unternehmen bekommen VIP-Service durch einen persönlichen Betreuer, eine schnelle und unkomplizierte Kontoeröffnung innerhalb von 48 Stunden und die Freistellung von Setup- und Grundgebühren – genauso wie die prominenten Wachstumsunternehmen vor wenigen Jahren. Der Kredit oder die Kontokorrent-Linie selbst werden zu Zinsen unter zehn Prozent bereitgestellt. Durch die langjährige Erfahrung der DHB mit Wachstumsunternehmen und digitalen Geschäftsmodellen nimmt die Kreditprüfung Rücksicht auf deren Besonderheiten. „Wir können ziemlich schnell einschätzten, ob ein Geschäftsmodell funktioniert und wissen, dass es gerade im E-Commerce wichtig ist, schnell die Nummer eins oder zwei im Markt zu werden. Wir kennen die Herausforderungen von jungen Unternehmen, verstehen uns als Förderer von Unternehmertum und möchten mithelfen, dass sich dieser ‚Neue Mittelstand‘ etablieren kann“, sagt Daniel Kreis.
Für die Deutsche Börse ist die Partnerschaft mit der DHB ein weiterer Schritt beim Ausbau des „Ökosystems“ für Wachstumsfinanzierung. Zukünftig will das DBVN dabei helfen, dass in allen Phasen einer Unternehmensentwicklung das passende Finanzierungsinstrument zur Verfügung steht. Ein immer weiter wachsendes Netzwerk soll als one-stop-shop ein umfassendes Leistungsangebot für Startups bieten, sei es in der Early-, Growth- oder Later-Stage.
Eric Leupold, Leiter Pre-IPO und Capital Markets bei der Deutschen Börse: „Wir erweitern kontinuierlich unser Dienstleistungsportfolio und engagieren uns damit jetzt stärker im vorbörslichen Bereich. In einer von der Bundesregierung eingesetzten Expertengruppe waren wir uns einig, dass das allgemeine Umfeld für Wachstumsunternehmen gestärkt werden muss. Mit der Partnerschaft zwischen DBVN und DHB räumen wir ein weiteres Hindernis beiseite und ebnen jungen Unternehmen den Weg, Teil des „Neuen Mittelstands“ zu werden: solide finanziert, ertragreich, stark wachsend, innovativ.“
(Quelle: obs)
Bildquellen im Artikel
- ein-startup-lebt-nicht-vom-wagniskapital-allein: © obs/Deutsche Börse AG